Chinesisches Märchen: Die Legende vom Kürbisberg

KürbisChinesische Märchen sind alten Sagen und Legenden aus dem Westen oft gar nicht so unähnlich: Hier tauchen auch Zauberflöten, arme Jünglinge und sogar Kürbisse auf. Die folgende Geschichte aus China erinnert ein wenig an Cinderella oder den Rattenfänger von Hameln. Sie heißt: die Legende vom Kürbisberg.

Einst lebte in einem Dorf ein junger Mann mit Namen Liu Ba-Yüä, der arm, aber zufrieden war. Auf seiner Pfeife aus Schilfrohr spielte er fröhliche Lieder und erfreute sich an dem lieblichen Klang. Als er eines Abends vom Reisigsammeln heimkehrte, legte er sich müde ins Bett und ein alter Mann erschien ihm im Traum. „Ich schenke dir diese Zauberflöte aus Bambus, mein Junge. Gebrauche sie weise für etwas Gutes.“ Liu Ba-Yüä wachte auf und neben ihm lag tatsächlich eine Flöte. Fortan spielte er nur noch auf diesem Instrument. Ihm gelang es, die Menschen und Tiere fröhlich zu stimmen, wenn er lustige Lieder spielte, oder so traurig, dass selbst die Vögel aufhörten zu zwitschern.

Am nächsten Tag sah er Kinder am Teich vor seiner Hütte spielen. Sie hatten einen Karpfen gefangen. „Lasst ihn frei!“ „Nur, wenn du uns ein Lied auf deiner Flöte spielst“, rief ein Kind. Er tat, wie ihm geheißen und sie ließen den zappelnden Fisch frei. Am nächsten Tag brachte ihm der Karpfen als Dank einen Kürbissamen. Der junge Mann pflanzte den Samen ein und schon bald wuchs ein prächtiger Kürbis heran. In einer lauen Mondnacht holte Liu Ba-Yüä seine Flöte hervor und spielte.
Als er zu dem Kürbis blickte, stand dort plötzlich ein wunderschönes Mädchen, so schön wie eine Frühlingsblume, und neben ihr die aufgebrochene Kürbisschale.

wpid-imag0951-1.jpg„Wer bist Du?“, fragte er erstaunt. „Ich bin Kürbiskleinchen. Und ich danke dir, dass du dich so lange um mich gekümmert hast. Ich bleibe für immer bei dir, wenn du willst.“ Sie feierten Hochzeit und lebten sehr glücklich miteinander.

Eines Tages hörte der Kaiser von einem seiner Diener, dass in jenem Dorf ein bildschönes Mädchen sei, und er befahl, Kürbiskleinchen zu ihm bringen zu lassen. Liu Ba-Yüä wurde sehr traurig, aber seine Frau beruhigte ihn. „Keine Angst, tue,was ich dir nun sage. Gib mir die Schale meines Kürbisses und gehe in siebenmal sieben Tagen zum Palast des Kaisers.“

Kürbiskleinchen wurde alsdann von den Dienern des Kaisers in den Palast gebracht und der Kaiser war hocherfreut, sie zu sehen. Er fragte sie, ob sie bei ihm bleiben wolle. „Dein Palast gefällt mir nicht“, sagte sie. „Es soll einen viel schöneren geben, siebenmal sieben Tage östlich von hier. Es ist der Kristallpalast, der für den Wahren Sohn des Himmels bestimmt, denn nur er kann ihn sehen.“

Also zogen der Kaiser, sein Gefolge und Kürbiskleinchen gen Osten. Nach siebenmal sieben Tagen warf sie die Kürbisschale auf den Boden, sie murmelte etwas, und der Kürbis verwandelte sich in einen Kristallpalast, der plötzlich vor dem Kaiser auftauchte. „Welch ein Palast“, sagte der Kaiser und alle traten ein, nur Kürbiskleinchen nicht. Die Tore schlossen sich und der Palast verwandelte sich alsbald in einen Berg, der die Form eines riesiges Kürbisses besaß. Der Kaiser blieb seitdem wie vom Erdboden verschwunden. Liu Ba-Yüä hatte sich in der Zwischenzeit auf den Weg gemacht und traf rechtzeitig im Palast des Kaisers ein. Der Palast schien leer, doch wer war da, um ihn zu empfangen? Kürbiskleinchen! Sie kehrten in ihr kleines Dorf zurück und lebten dort glücklich und zufrieden. So entstand die Legende vom Kürbisberg.

Ein Gedanke zu “Chinesisches Märchen: Die Legende vom Kürbisberg

  1. Wenn man die Geschichte mit dem Märchen „Vom Fischer un sine Fru“ vergleicht, sieht man eine optimistische und frauenfreundliche Haltung.

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